Ceasar’s Palace, MGM Grand, Bellagio oder doch lieber Mirage? Roulette, Blackjack oder Poker? Skytower, Achterbahn oder Bungeejump? 10, 100 oder 1.000 Dollar verzocken?
Ich konnte mich für kein Hotel in Las Vegas entscheiden. Nachdem ich aber dann die Zimmerpreise gesehen habe, sendete ich lieber sofort ein paar Couchsurfinganfragen los.

Ich hatte Superglück mit meinem Gastgeber. Der heißt Beau, ist 32 Jahre, arbeitet halbtags bei Delta Airlines, ist in Vegas aufgewachsen und kannte jede Ecke dort. Als ich kurzfristig wie immer auftauchte, war er gerade auf dem Sprung. Er zeigte mir wo Küche, Bad, Waschmaschine und Couch waren, ließ mir den Schlüssel da, sagte dass er diese Nacht wohl nicht wiederkommen würde, entschuldigte sich kurz dafür, dass er als Gastgeber erstmal mit Abwesenheit glänzte und war weg. Ich hatte die Wohnung samt Hund für mich, packte erstmal meine Sachen von der Kühltruhe in seinen Kühlschrank und duschte. Anschließend fuhr ich raus auf „den Strip“.

Es ist schon unglaublich wie mitten in dieser Wüste eine Casinostadt derart viele Menschen anlockt, die bereitwillig ihre hart verdiente Kohle verzocken. Und die Casinos machen wirklich alles, damit die Leute Geld ausgeben. Das geht mit dem kostenlosen Parken los. Anschließend wirst Du auf Rollbändern wie am Flughafen direkt in die Casinos gefahren. Komischerweise gibt’s keine Rollbänder, die aus dem Casino raus führen. Es gibt drin auch keine Fenster, Du sollst ja nicht abgelenkt werden von draußen oder mitbekommen, wie die Sonne schon untergeht. Nach einer Uhr habe ich ebenfalls vergeblich gesucht. Las Vegas ist wohl außerdem die einzige Stadt, in der Du keine Raucherecke aufsuchen musst, sondern direkt am Spieltisch rauchen kannst (nein ich habe nicht wieder angefangen 😉 ). So lange Du spielst, kannst Du trinken so viel und was Du willst – kostenlos versteht sich. Der angeheiterte Spieler ist risikofreudiger, emotionaler und macht eher Fehler. Die Stühle sind bequem, die Croupiers charmant und freundlich und Du hast alle Möglichkeiten Dein Geld in Spielchips umzuwandeln. Kreditkarte, Cash, EC-Karte, Banktransfer oder Schuldschein. Weiter draußen in Las Vegas bieten Juweliere allen Pleitegeiern an, Schmuck und anderes in Geld umzuwandeln. Ich hatte beschlossen, 256 Dollar zu investieren und sollte das Geld weg sein, wollte ich es dabei belassen und von weiteren Transaktionen aus meiner gebeutelten Urlaubskasse absehen.

Ich schaute mich zunächst in den Edelkasinos um. Ein wenig eingeschüchtert und unerfahren näherte ich mich dem ersten Tisch mit null Erfahrung, nichts als 256 Dollar und meiner tollen Strategie, die sicherlich viele kennen. (Martingales System) Man setzt einen bestimmten Betrag auf eine Farbe, zum Beispiel 2 Dollar auf Rot. Wenn aber Schwarz kommt, dann verdoppelt man den eingesetzten Betrag, also in diesem Fall auf vier Dollar. Wenn wieder Schwarz kommt, dann setzt man acht, sechzehn, usw… Sollte man dann irgendwann gewinnen, freut man sich einfach und fängt wieder von vorne an. So weit so gut, man kann also eigentlich nicht verlieren. Die Sache hat nur ein klitzekleines Häkchen: Sollte ungewöhnlicherweise einmal ständig hintereinander die Farbe kommen, auf die man gerade nicht gesetzt hat, dann kommen hohe Summen zusammen und das geht recht schnell. Nehmen wir also einmal an, man setzt auf Rot und es kommt 7 x hintereinander Schwarz! Das bedeutet, man setzt 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128 Dollar. Nun käme das achte Mal und man wäre mit 256 Dollar ja noch im Limit. Das Dumme ist nur, dass man vorher, weil man ja ständig verloren hat, in Summe bereits 254 Dollar gesetzt, also kein Geld mehr hat. Also beschloss ich einfach mit einem Dollar anzufangen, anstelle von zweien und ich beschloss außerdem, dass schwarz einfach nicht 8 Mal hintereinander kommen darf, jawohl!!
Ich wollte mich schon setzen, da machte ich große Augen. Auf dem Roulette Rad entdeckte ich nicht, wie gewohnt, 36 Zahlen und eine grüne Null, sondern gegenüber noch eine „00“, eine Doppelnull. Da haben die Amis doch kurzerhand die Chancen der Bank mal eben verdoppelt. Das ärgerte mich ziemlich, also zog ich weiter zum nächsten Tisch, doch der war leider ebenfalls doppelt „benullt“. Nach dem ich 10 Tische inspiziert hatte, fragte ich einen Aushilfscroupier ob es denn auch europäische Roulette Tische gäbe. Der deutete wortlos auf einen Raum, der ein wenig abgelegen und prunkvoll geschmückt war. Ich kam mir mit meinen Weltreiseklamotten ein wenig underdressed vor und irgendwie roch der ganze Raum nach Geld, aber immerhin: Der Tisch hatte nur eine Null! Dummerweise betrug der Mindesteinsatz hier 300 Dollar. Deutlich schneller als ich eintrat, verschwand ich auch wieder aus diesem Ambiente. Schlussendlich fand ich einen gemütlichen Roulette Tisch mit netten Nachbarn und begann zu setzen, wie geplant nach meiner schlauen Strategie.
Die hatte übrigens nicht jeder, nach kurzer Zeit hatte ich eine nette Tischnachbarin, die doch tatsächlich ihre 20 Dollar folgendermaßen einsetzte: 5 Dollar auf rot, 5 auf schwarz, 5 auf Gerade, 5 auf Ungerade, 5 auf 1-18 und 5 auf 19-36. Sogar mein reichlich begrenztes Mathematikwissen sagte mir, dass es möglicherweise schwierig werden würde, mit dieser Konstellation zu gewinnen. Nun ja, von solchen Menschen lebten die Kasinos und davon wurden meine Drinks mit finanziert.

Ich verließ den Tisch nach 2,5 Stunden um 155 Dollar und einigen aufregenden Fast-Bankrott Situationen reicher. Am zweiten Tag hatte mein Couchbesitzer etwas mehr Zeit und wir erklommen im nahegelegenen Nationalpark die roten Felsen und genossen eine phänomenale Aussicht über Las Vegas. Anschließend fiel mir wieder ein, wie erfolgreich der letzte Abend verlaufen war und wollte wieder zocken, und so setze ich noch einen drauf und gewann über 200 Dollar. Die dritte Nacht verbrachte ich auf dem „Stratosphere“ Tower mit einer Achterbahn 300 Meter über den Dächern von Las Vegas, mit leckerem Essen und einem weiteren Gewinn am Roulette Tisch. Alles in allem verließ ich Vegas mit über 600 Dollar mehr, verbrachte drei kostenlose Nächte dort und versoff jede Menge Free-Drinks – ich glaube, das war ein guter Schnitt 😉