Nachdem ich mit „Share-a-ride“ gute Erfahrungen gemacht hatten, wollte ich auch den zweiten Tag, an dem ich das traumhafte Mietauto noch hatte, nicht alleine zur Pinguinkolonie gondeln, sondern wieder mit zwei Passagieren.  Marco ist Anfang 30, hatte einen guten Job in Deutschland und gekündigt, u.a. weil er in einer Bar in Barcelona den Autor von „Der Auszeiter“, Carsten Alex, kennen gelernt hatte. Irgendwie kam mir das bekannt vor…

Er ist erst seit Anfang Februar 2010 unterwegs (hier geht’s zu Marco’s Reiseberichten) und hatte noch Effie am Bein, seine unfreiwillige Reisebekanntschaft aus Buenos Aires. Effie war eine verwöhnte Prinzessin aus London und „flashpackte“ so vor sich hin, inklusive lackierten Fingernägeln, Iphone, 4000 Freunden und noch mehr Fotos bei Facebook sowie einigen anderen Dingen, die man auf einer Weltreise unbedingt braucht. Zu den Pinguinen nach Punta Tombo habe ich Sie noch mitgenommen, aber danach trennten sich unsere Wege. Marco hingegen war locker drauf, sympathisch und hatte vom Reisen ähnliche Vorstellungen wie ich.

Gemeinsam sind wir nach El Calafate am Lago Argentino in Patagonien gereist. El Calafate liegt unweit der chilenischen Grenze am Fuß der Anden und ist das Eingangstor zu einem der berühmtesten Gletscher in Südamerika, dem Glaciar Perito Moreno. Dieser ist mit seinen knapp 600 km2 Fläche ungefähr fünfmal so groß wie der Aletschgletscher, der größte in den Alpen.
Der Schnee oben in den Anden sinkt zur Erde und wird durch den Druck nachrückender Schneemassen zu Eis.
Dieses Eis wandert nun im Laufe der Jahre durch die Andentäler nach unten und erreicht nach einer Zeit von 300-400 Jahren den Lago Argentino – das sagt jedenfalls der Guide, der ein bisschen so aussah wie Reinhold Messner in seinen besten Jahren und muss es wissen! Jeden Tag schiebt sich der Gletscher 40 cm bis zwei Meter nach vorne und dies führt dazu, dass die vordersten Schichten der 60m hohen Eiswände durch den Druck nachrückender Eismassen tosend in den See brechen und dort als kleine Eisberge vor sich hin taumeln, bis sie geschmolzen sind.
Dieses Schauspiel vollzieht sich mehrmals am Tag, natürlich immer dort wo man gerade nicht hinschaut (bei über 5km Eiswand auch nicht schwer) und wenn man den Krach der einstürzenden Eismassen wahrnimmt, ist es für die Kamera sowieso zu spät. Wir lauerten also den ganzen Tag mit gezückter Kamera und versuchten dieses unglaubliche Schauspiel in Bilder einzufangen. Wir hatten natürlich im richtigen Moment die Video-Cam an (siehe unten).

Ice-Trekking heißt der letzte Schrei, den man am Gletscher buchen kann, der nimmt einem aber auch den letzten Schein aus dem Portemonnaie. Aber gut, getreu dem Motto „So jung sind wir nie wieder hier!“, buchten wir uns aufs Eis ein und stapften mit Steigeisen über den Gletscher, an kleinen Rinnsalen, eiskalten Wasserlöchern und Gletscherspalten vorbei. Am Ende der Tour gab‘s 302 Jahre alten Whisky (2 Jahre alt war der Fusel, 300 Jahre alt das Eis).
Als nächstes geht’s nach Torres del Paine in Chile, dort gehe ich in den Anden mal wieder wandern – bis dahin!