Angekommen in Bukit Lawang, dem „Tor“ zu einem der größten und artenreichsten Nationalparks in ganz Südostasien, hatte ich bereits einen Guide gefunden. Auf der 4-stündigen Busfahrt von Medan, der größten Stadt in Sumatras Norden, hatte ich ihn kennengelernt: Ali der absolute Dschungelfanatiker. Abgesehen von einem 40-Kippen-am-Tag-Konsum und dem permanent klingelnden Handy war er durch und durch die indonesische Version einer gelungenen Mischung aus Tarzan und Rambo! Hier kommt die ganze Wahrheit…
Tag1:
Ankommen in Bukit Lawang, Luftfeuchtigkeit schwankt zwischen 80% und 95%. Der Aufstieg zum Orang-Utan Rehabilitationszentrum kostet schon viel Energie und 6 Liter Schweiß. Die Temperaturen erfordern knappe und leichte Bekleidung, die Moskitos erlauben das leider nicht.
Immerhin wunderbare Aufnahmen von Orang-Utans (mehr unter: „Watch Me!“)
Tag2:
Ausruhen, vorbereiten für die nächste 3-tägige Dschungeltour. Abends Einladung zum Essen bei Ali. Seine Frau kocht deutlich besser als der Koch meiner „Eco-Lodge“ Erste Eindrücke vom Projekt GREEN LIVE werden mir per Ausdruck und DVD vermittelt.
Tag3:
Start am Rande des Dschungels. 5 Stunden Wanderung durch Palmenwälder, Kautschukplantagen, sinnlos gerodete Tropenwaldflächen, entlang an Reisfeldern, Durchquerung von reissenden Flüssen und Erklimmung von Bergen bis zum Dschungelcamp an der Spitze eines wunderschönen Tals, umgeben von den Bergen des Gunung Leuser Nationalparks. Die Zimmer oder Häuschen waren karg aber schön eingerichtet und im Gegensatz zur letzten Dschungeltour sehr sauber. Von Goliath-Ameisen über Spinnen, riesige fliegende Käfer, Moskitos und Bienen war alles vertreten. Das Essen war toll, die Nacht verlief einigermaßen ruhig, aber es sollte noch schlimmer kommen…
Tag4:
Start in das Herz des Dschungels, Erklimmen von Bergen, übersät mit Regenwald, entlanghangeln an Abgründen und Schluchten, Schwingen mit Lianen und Übernachtung in einem … naja, Zelt wäre noch übertrieben.
Tag5:
Aufwachen zwischen 5 und 6 (wie jeden Morgen im Dschungel) Zusammenkleben von alten Autoreifen, Verstauen des Gepäcks in Plastiksäcken und dann Rafting auf indonesisch. Gegen Nachmittag war ich wieder da. Ich schreibe die Berichte für die Homepage.
Selamat malam,
sehr schöne Bilder – fast wie bei der Wildwasserbahn im Europa-Park. Und die Affen sehen fast so aus wie in der Wilhelma 😉 Hier noch die News des Monats: die deutsche Nationalmannschaft hat mit einem sensationellen 1:0 Russland besiegt und sich somit direkt für die WM 2010 in Südafrika qualifiziert – jetzt könnt ihr Feiern!
Viele Grüße aus der Ferne,
Scali
P.S.: Irgendwie fehlt das BDC Bild in Eurer Galerie – tsss 😛
Liebe Verona und Jan, vielen Dank für Eure mail.Eine ausführliche Beantwortung kommt mit einer mail.Ich bin sehr überwältigt von Euren Erlebnissen und auch beeindruckt von Euren autentischen und sehr informativen Berichten.Macht weiter so und bleibt gesund!!
Jetzt habe ich über eine Stunde getippt, bin,
um mir den Wal noch einmal anzuschauen, mit einem
unvorsichtigen Klick auf “See us” geschwenkt,ein weite-
rer klitzekleiner Klick – und alles weg! (Und Jani ist nicht präsent, um’s zurückzuholen!) Diese schlimme neue Welt!
Liebe Verena, lieber Jani,
die Houmpäidsch sollte es sein, nun habt Ihr sie! Auf Eure Verantwortung!
Euer Wal ist in jedem Fall ein Schlechter Wal! Die
Guten Wale sind erstens fast ausgestorben, zweitens
überwiegend im Hohen Norden und tiefen Süden zu finden.
Gute Wale, Right Whales, sind deshalb gut, weil sie
aufgrund ihres tonnenförmigen Körpers so träge schwim-
men, daß man sie rudernd verfolgen und harpunieren kann. Sind sie endlich tot, gehen sie freundlicher-
weise nicht unter und können, an der Oberfläche trei-
bend, ins Schlepptau genommen werden. Diese sympathi-
schen Eigenschaften führten dazu, daß sie – Grönland-
wal, Nordkaper und Südkaper – schon im 19. Jahrhundert
so gut wie ausgerottet waren. Die Schlechten Walen, die
Furchenwale, sind mit ihrem Zigarren-förmigen Körper
dagegen schnelle Schwimmer, und ihre Leichen sinken in
die Tiefe. Ihnen ging es erst schlecht, als zur Verfol-
gung Motorschiffe aufgeboten werden konnten, und fort-
schrittliche Harpunen Luft in die Kadaver pumpten. Im
Endergebnis waren die Furchenwale dann genauso dezi-
miert wie die andern.
Furchenwale besitzen, kaum zu glauben, im Gegensatz zu
den Guten Walen, den Glattwalen, Furchen und zwar an der Kehle. Die können wie eine Ziehharmonika gespreizt
werden und geben die Möglichkeit, durch Wasseraufnahme
den Mundboden wie einen Ballon zu dehnen. Strömt das Wasser wieder aus, muß es das Barten-Netz passieren und
wird von seinen Schwebstoffen befreit. Mahlzeit! Das
Krabben-Puhlen entfällt in Walkreisen.
Beim Vergrößern Eures Fotos – es ist wirklich etwas
Besonderes – wurden die Knubbel auf dem Oberkiefer sehr deutlich. Ich schwenke daher, Wendehals, in der
Diagnose um und bin eher für Buckelwal! Waren die
Brustflossen ungefähr sichelförmig, und hatten sie an
Vorder- und Hinterkante ebenfalls Knubbel? – Dann wäre
der Buckelwal sicher.
Vom großen Gemetzel hat sich der Buckelwal ein wenig
besser erholt als die anderen Arten, aber nun wollen
ein paar Unverdrossene, an der Spitze Japan, die
Jagd wieder aufnehmen. Im vergangenen Winter haben die
Japaner schon die ersten in der Antarktis erlegt, offi-
ziell für die hohe Wissenschaft, tatsächlich für den
Gaumenkitzel und das damit verbundene Geschäft. Dabei:
Als ich in den 60er Jahren, vor Beginn des Wal-Morato-
riums, im Zoo als Tierpfleger arbeitete, ist mir’s beim
Verfüttern von Walfleisch regelmäßig schlecht geworden;
Lebertran duftet verlockend im Vergleich. Walfleisch,
Abfall in der damaligen Zeit, kostete fast nichts, aber
einige Raubtiermägen vertrugen’s.
Wenn man als Daheimgebliebener immer nur durch die
Butzenscheiben schaut, hat man von einer anderthalb-
jährigen Weltreise eine andere Vorstellung: Die Zeit ist abgeschafft, Stunden, Tage, Wochen – alles eins,
Ewigkeit. Stattdessen aber: ein Film, der sich im Zeit-
raffer abspult. Kaum hat man auf dem Globus Bali gefun-
den, darf man’s schon wieder vergessen, weil die Musik
auf Java spielt. Sumatra rein, Sumatra raus, heute die
Mail aus Singapur, Gerüchten nach seid Ihr aber längst in Kuala Lumpur! – Uncle versucht, hinterher zu hin-
ken und den Abstand nicht noch weiter anwachsen zu lassen.
Du bist, liebes Patensöhnchen, ganz schön anspruchsvoll
geworden in der großen, weiten Welt! Größte Snake von
Welt gleich sechsfach entlang Eurer Route drapiert, und
Du maulst, es seien keine Weltrekord-Stücke gewesen. Um
eine Riesenschlange zu bändigen, herrscht im Zoo die
Faustregel: ein Mann pro Meter. Eine Kraftprobe würde
ich mir überlegen.
Seit über 50 Jahren hat die New York Zoological Society
eine Prämie ausgelobt für den, der eine Schlange von
10 Metern anbringt. Seitdem jagen die Snakers – vergeb-
lich – den Netzpython. Es gibt ihn meines Wissens auch
in Thailand, da bestehen ja noch Chancen. Falls dort,
bis auf Ölpalmen, der letzte Baum verschwunden sein sollte, seht Ihr Euch am besten einmal auf dem Markt
und in der Apotheke um.
Die Fotos, nebenbei, sind keineswegs schlecht. Wenn der Kopf beim einen völlig scharf und beim andern drauf wäre, wär’s n o c h schöner, aber es sind eben keine Zoo-Bilder.
Bei der heutigen Mail aus Singapur hat mich, seht es
mir nach, eigentlich nur der große Hornvogel angemacht,
das aber gewaltig! Ich hoffe, ich kriege ihn raus. –
Eigentlich wollte ich auch noch ein paar Dinge zu Leuser loswerden, aber eh’ Ihr beim Lesen einschlaft, verschiebe ich’s lieber.
Herzlich Uncle
Glücklich preiset die Zikaden,
denn sie haben stumme Weiber!
Über 2000 Jahre ist es her, daß der ehrwürdige Xenarch
im alten Hellas dies schrieb. Sieh mir das Zitat bitte
nach, liebe Verena, es gehört zum Foto Nummer 6 Eurer
Leuser-Reihe. – Der Mittelmeer-Urlauber, der nach an-
strengender Schnorcheltour unter einer Pinie entspannen
möchte, sucht häufig nach kurzer Zeit das Weite, weil
das Gesäge über seinem Kopf ihm den Nerv tötet.Es sind die Zikaden-Männchen, immer die Männchen. Ihre Weiber
sind stumm. Zikaderiche lieben die abenteuerlichsten
Stirnverzierungen, die teilweise als Schallverstärker
dienen. Einen solchen habt Ihr wunderbar erwischt.
Möglicherweise kommen in Südamerika weitere dazu. Dort
gibt es die Laternenträger, die vor allem durch die
Zeichnungen Maria Sibylla Merians berühmt wurden.
Mit den Schuppentieren habe ich die üblichen Schwierig-
keiten. Die Eidechse ist sicherlich ein Gecko, aber was
für einer? Und die Moon Snake? Bei dieser will ich noch
weiter nachforschen. – In Afrika gibt es die Treiber-
Ameisen. Die streifen in langgestrecktem Heereszug rau-
bend und mordend durchs Land, und was auf ihrem Weg liegt, ist verloren. Die Krieger – bei Ameisen herrscht
ein Kasten-System – können mit ihren gewaltigen Kiefern
schmerzhaft beißen. Ich hatte die beiden Einstichstel-
len an meinem Finger einmal gemessen: 3mm Abstand! –
Daran erinnerte mich das Ameisen-Monstrum, mit dem Du,
Jani, Freundschaft geschlossen hattest. Ob es in Süd-
asien ebenfalls Teiberameisen sind, kann ich leider
nicht sagen.
Die nächste Post wird affig. Herzlicher Gruß für heute
Uncle