…saftige Rindersteaks, Buenos Aires, Pferde in der Pampa, Condore, Che Guevara und Gletscher in Patagonien. Das verband ich mit Argentinien, meinem ersten Aufenthalt in Südamerika. Starten wollte ich in Buenos Aires, um von dort aus die berühmtesten Wasserfälle Südamerikas zu sehen, obwohl diese immerhin stattliche 1.288 km weit weg waren. Aus Buenos Aires kamen ausschließlich Absagen von Couchsurfern, so dachte ich jedenfalls. Also buchte ich ein Hostel in San Telmo, einem Stadtteil nahe der City. Die ersten Tage verbrachte ich mit ein paar Sightseeing Touren in gemäßigtem Tempo. Die argentinische Hauptstadt mit ihren 12 Millionen Einwohnern ist natürlich nicht in ein paar Tagen zu erkunden, aber das viel beschriebene „Paris von Südamerika“ konnte ich vorerst nicht nachempfinden. Die Küche jedoch habe ich mir nicht entgehen lassen, ich bin ein wenig zum Anti-Vegetarier mutiert.

Am 05. Februar hatte ich einen 1. Klasse-Bus zu den Iguazú Falls im äußersten Norden Argentiniens gebucht. Ich staunte nicht schlecht, als ich meine Plätze einnahm: Sitze zum komplett umlegen, 12-Zoll Monitore, Kissen, Decke, Hifi und noch einiges mehr an Equipment. So ließen sich auch fast 20 Stunden Busfahrt aushalten. Ich hatte mich für den 19 Uhr Bus entschieden, damit ich nachts den Hauptteil der über 1.200km langen Strecke fahren und gleichzeitig schlafen kann. Ich war erst mal bis 2:30 Uhr wach und dann wieder so ab 6 mit ein paar Unterbrechungen.
Die Wasserfälle entschädigten jedoch für die strapaziöse Busfahrt. Auf knapp 3 km Länge stürzen sich insgesamt 275 Fälle 70m tief in die Schlucht.  1,3 Millionen Liter Wasser pro Sekunde fließen dort hinunter.
Der Höhepunkt ist die „Garganta del Diabolo“ der sogenannte Teufelsschlund. Hier bildet die überflutete Schlucht einen Halbkreis, das Wasser bricht von allen Seiten ein, macht einen Höllenlärm und bildet hochschießende Gischtfontänen. Mithalten können hier wohl nur noch die Victoria-Falls in Sambia/Zimbabwe und vermutlich die Niagara-Falls. Letzteres kann ich dann Ende Juni beurteilen. In der Bildergalerie („Watch Me!“) könnt Ihr Euch in Kürze selbst eine Meinung bilden.

Nach einem kompletten Tag im Nationalpark hatte ich leider die berühmten Rußsegler nicht gesehen. Diese einzigartigen Vögelchen nisten in kleinen Felsnischen  h i n t e r  den Fällen. Der Wasservorhang schützt ihren Nachwuchs vor natürlichen Feinden; dazu vollbringen die Segler tollkühne Flugmanöver und schießen durch den Wasservorhang. Deshalb wollte ich noch einen nature walk machen – 2 Stunden lang, es war aber der heißeste Tag mit 42 grad. Also ging es stattdessen zurück ins Hostel, lecker Filetsteak essen und wieder in den Bus. Der war ähnlich geräumig, allerdings ohne Monitore. Kaum hatte ich meinen Platz eingenommen, ging über mich ein ohrenbetäubender Lärm los. Der Busfahrer-Gehilfe hatte DJ gespielt und was kam krächzend aus den Lautsprechern – in Argentinien wohlgemerkt?? MODERN TALKING!! Fassungslos drehte ich erfolglos an allen Reglern und Knöpfen. Der Busfahrer-Gehilfe zuckte nur mit den Schultern. Ich war mir  jedoch mit den Japanern hinter mir und den Amis vor mir ganz schnell einig: Das ging ja mal gar nicht und 18 Stunden erst recht nicht. Unseren Unmut bekam der Adjutant zu spüren und 5 Minuten später ging die Musik wieder aus, woraufhin ein spontaner, internationaler Applaus im Obergeschoss des Busses aufbrandete. Wir grinsten uns an, zogen die Vorhänge zu und legten uns einmal mehr im Bus zum Schlafen hin.
Es geht nun noch ein paar Tage nach Palermo und Recoleta, zwei weitere sehenswerte Stadtteile in Buenos Aires und dann weiter an Argentiniens Atlantikküste Richtung Süden nach Mar del Plata, wieder mit dem Bus, aber zum Glück nur 5 Stunden lang und ganz sicher ohne Dieter Bohlen 😉