5:00 Uhr

Der Handywecker auf dem Nachttisch des günstigen Guesthouses in Bangkok klingelt. Ich quäle mich mühsam aus dem Bett, greife schlaftrunken zum Laptop. Um meine ständig außer Kontrolle geratenen Kosten in den Griff zu kriegen, möchte ich eine günstige Fortbewegungsmöglichkeit in dem ohnehin schon viel teureren Australien nutzen.
Von ausländischen Kunden vorbestellte Wohnmobile müssen oft kurzfristig an den vom Kunden gewünschten Übernahmeort gebracht werden. Diese werden dann für 1$ am Tag – manche sogar incl. Sprit – auf einer Website angeboten, mit der Auflage diese Fahrzeuge innerhalb weniger Tage z.B. von Sydney nach Melbourne, von Adelaide nach Perth oder von Darwin nach Brisbane zu bringen. Diese so genannten „Relocation-Camper“ sind beliebt und schnell vergriffen. Eine täglich aktualisierte Liste steht ab 9:00 Uhr morgens zur Verfügung – australischer Zeit versteht sich und da ist es hier halt erst 5:00!
Ich stelle fest, dass auch heute meine gewünschte Strecke nicht dabei ist. Aber morgen (wieder um 5:00) ist ja auch noch ein Tag…
7:00 Uhr
Eine putzwütige Thaifrau säubert den Raum nebenan und macht mir einmal mehr deutlich, dass die Wände hier aus Pappmaché sind. Es klingt, als würde sie direkt neben meinem Bett saugen.
7:30 Uhr
Das mit dem Schlaf kann ich jetzt sowieso vergessen, denn unglücklicherweise liege ich im Zimmer unterhalb der Treppe zum 1. Stock, die nun in immer kürzer werdenden Abständen betrampelt wird.
8:15 Uhr
Ich quäle mich aus dem Bett und will meinen Flug checken, der mich in wenigen Tagen von Bangkok nach Sydney bringen soll. Kein Internet? Habe ich gestern beim Check-In vergessen zu fragen und hole dies nun nach. Jawohl – „…today no intelnet, we ale vely solly…“ grinst mich der asiatische Putzteufel wedelschwingend an. Eine halbe Stunde später und zwei Blocks weiter im Internetcafe ist der Flug weder bei British Airways, noch bei Qantas noch sonst irgendeiner der zu Oneworld gehörenden Fluggesellschaften zu finden.
10:00 Uhr
ich beschließe das Büro von BA persönlich aufzusuchen. Zurück im Hotelzimmer greif ich stolz nach meiner gestern auf dem Markt für 199 Baht erstandenen Travellerhose, ziehe sie an und prompt platzt der oberste Knopf. Eine zweite Hose ist nicht verfügbar, denn die Schmutzwäschetüte quillt über und ich habe mich aufgrund der ständig dicker werdenden Rucksäcke auf ein Minimum verfügbarer Klamotten reduziert. Auf dem Weg zum Büro von British Airways, welches in einem noblen Anzugträgerviertel Bangkoks liegt, wird noch ein Schneider für den Knopf und eine Wäscherei für die Schmutztüte gesucht.
12:30 Uhr
Ich stehe in Badeshorts (es war ja keine andere Hose mehr sauber) im BA-Business-Building beim Pförtner, der mich von oben bis untern missbilligend ansieht und dann widerwillig den Fahrstuhl ruft. Aufatmen, der Flug existiert noch und er wurde auch von meinem Ticket nicht gecancelt. Allerdings ist der Flieger zu meinem Wunschtermin ausgebucht und für Sonderwünsche (z.B. Umbuchungen) verlangt das Reisebüro einen Zuschlag. Kostenlos umbuchen kann ich per telefonischer Hotline.
13:30 – 14:00 Uhr
Ich befinde mich auf der Warteschleife von British Airways, sind seit 20 Minuten auf Platz 1 und laufe Gefahr, die letzten Penny’s des Handykartenguthabens dort zu verblasen, bevor ich mein Anliegen deutlich machen kann.
14:05 Uhr
“Se Tikket ju häf oldeled is nott ischjued by blitisch äilwäis, so plies kontäkt se kässäi pässiffikk äilline tuh tschäinsch jul buckings!“ flötet mir die Dame entgegen. Noch bevor ich etwas erwidern kann, macht es klick, das Gespräch wurde automatisch beendet und die Guthabenanzeige auf dem Handy zeigt: 0,00 Baht an.
14:10 Uhr
Mir knurrt der Magen, ich lade das Handy auf, rufe Cathay Pacific an, buche meinen Flug auf den nächstgelegenen Termin und gehe frustriert was essen. Das Essen war – wie hätte es heute anders sein können – a) kalt und b) kaum genießbar.
15:30 Uhr
Der Schneider ist mit der Travellerhose entweder durchgebrannt oder selbst beim Lunch. Die Wäscherei ist mit den Klamotten noch nicht fertig und für die Floating Markets, die ich u.a. heute besichtigen wollte, ist es jetzt eh zu spät.
16:00 Uhr
Zurück im Hotelzimmer will ich um eine Nacht verlängern, weil ich ja meinen Flug verschoben habe. Leider ist das Hostel die nächsten Tage ausgebucht. Also wieder ans Internet und ans Handy und versucht, eine neue Bleibe zu finden.

16:30 Uhr
Der Tag ist fast rum, zustande gebracht habe ich wenig, von dieser wunderschönen Stadt der Engel habe ich erst recht nix gesehen. Gewurmt überlege ich mir, den Tag wenigstens nett ausklingen zu lassen. Die Skybar mit einem tollen Blick über Bangkoks Nachtleben ist genau das richtige.
20:00 Uhr
Ich nehme die Bahn, muss einmal umsteigen, fahre noch ein Stück mit dem Tuk-Tuk, finde den Tower nicht gleich doch dann liegt der Eingang der Skybar vor mir. Eintritt allerdings nur mit geschlossenen Schuhen, die ich gar nicht mehr hab. Mir bleibt nix anderes übrig, als mit dem Taxi wieder in mein Viertel am anderen Ende der Stadt zu fahren.
21:30 Uhr
Nach einer Weile hält auch eines der pinkfarbenen Transportiergeräte vor mir an. Ich versuche dem Fahrer zu erklären wo ich hin will, er nickt unsicher und fährt los. An der ersten roten Ampel lässt er sich ein zweites Mal die Karte von meinem Guesthouse zeigen. Dort ist eindeutig, sogar mit Zeichnung, genau erklärt wo sich meine Bleibe befindet. Nun wird dem Fahrer klar, dass er durch die ganze Stadt muss – und er schmeißt mich aus seinem Taxi wieder raus. Ehe ich so richtig kapiert habe, was hier passiert, stehe ich völlig verdattert wieder am Straßenrand. Mir ist jetzt grad alles zu blöd, ich nehme die Bahn, gehe den Rest zu Fuß, bin nach weiteren 45 Minuten Fahrt wieder im Hotel und beschließe Bangkok früher zu verlassen als eigentlich geplant. Morgen noch ein etwas Kultur, soll neben den Shopping Malls und gefälschten Gucci-Taschen ja auch noch ein paar Tempel geben, und dann weg hier. Nach 9 Wochen Südostasien freue ich mich tierisch auf Australien!